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Autoren und ihre Bücher

Samstag, 9. Januar 2016

Indie-Autor-Challeng heut mit Nicole König

Hallo, ihr Lieben!
Es ist Samstag und es ist mal wieder so weit. Es gibt eine neue IndieAutorChallenge‬ Geschichte. Diesmal von der wunderbaren Nicole König, die von Violet Truelove & Lindsay Lovejoy nominiert wurde.

Ganz viel Spaß beim Lesen 

Schlittschuh
Sonnenmilch
Leim
Parkettboden
Kinderkrankheit
Bestellservice
Wollknäuel
Bereitschaftsdienst
Kuscheldecke
Wäschekorb
Briefmarkensammlung
Jenseitskontakt
Playlist
Lippenstift
Trockenobst

Kalt ist es geworden hier bei uns in Forester. Während meine beiden Kinder mit ihren neuen Schlittschuhen Pirouetten am zugefrorenen Lake Montouri drehen, versuche ich, nach den Feiertagen das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Einmal im Jahr verrichte ich hierfür die Dinge, die ich sonst nur ungern erledige und vor mir herschiebe. Kniend versuche ich den Parkettboden zu reinigen, als mein Blick auf das Bild von Samuel fällt. Auch wenn es bereits drei Jahre her war, so ist es als wäre es gestern gewesen, dass er durch die Tür ging und nicht zurückkam. Ich muss einen Moment innehalten. Meine lautlosen Tränen tropfen auf den Boden und es ist für mich unmöglich, weiterzumachen. Dabei habe ich heute noch viel vor. Unter anderem stehen die losen Dielen der Holzveranda, die ich mit Leim befestigen möchte, noch auf meinem Zettel. Ich erhebe mich, lasse meinen Blick schweifen und genieße die Stille und Ruhe. Ich nutze die Zeit, um mich zu sammeln. Unser Haus steht am Rande von Forester und der Lake befindet sich hinter einer Anhöhe. Vom Haus nicht einsehbar, jedoch nah genug, um die spielenden Kinder zu hören. Was für ein beruhigendes Gefühl. Je älter die beiden werden, desto schwieriger wird es für mich, Vater und Mutter gleichermaßen zu sein. Mit Mühe und Not, war es mir möglich, sie dazu zu überreden, sich die Gesichter mit Sonnenmilch einzucremen. Gerade bei diesen Temperaturen und der Sonne gepaart mit dem glitzernden Schnee ist dies ein Garant für einen Sonnenbrand. Nicht das beide oft krank waren, bis auf die üblichen Kinderkrankheiten kann ich mich nicht beschweren. Seit Samuel vor drei Jahren von seinem Bereitschaftsdienst nicht zurückkam, versuche ich, uns drei durchzubringen. Er fehlt mir jeden Tag, doch bemühe mich, mir das nicht anmerken zu lassen. Zu dem schmerzlichen Verlust kamen die finanziellen Probleme. Nächtelang lag ich wach und überlegte, welcher Arbeit ich nachgehen und trotzdem den Kindern gerecht werden könnte. In dem kleinen Dorf, an dessen Stadtrand wir wohnen, gibt es kaum Arbeit. Früher habe ich in dem kleinen Lebensmittelladen ausgeholfen, aber dort brauchten sie keine weitere Kraft mehr. Samuel sammelte Münzen und hatte eine beträchtliche Briefmarkensammlung, die ich zuallererst zu Geld machte, um die Beerdigung und das Schulgeld zu bezahlen.
Im ersten Jahr war es wirklich schwierig, aber so langsam habe ich mich daran gewöhnt. Stricken konnte ich schon seit der Schulzeit gut und so brachten mir die Dorfbewohner ihre Wollknäule vorbei, damit ich einen Schal, Handschuhe oder auch eine Kuscheldecke für sie fertigte. Für mich wurde das Stricken zu einer Art Therapie. An manchen Tagen fehlte mir mein Mann so sehr, dass ich glaubte, schier verrückt zu werden. Die Damen der Dorfgemeinschaft, allesamt Witwen, setzen mir sogar den Floh ins Ohr, in einem Jenseitskontakt mit Samuel zu sprechen, um den Schmerz zu bewältigen. Um nach außen die Starke spielen zu können, halfen mir nur meine Musik und die Beschäftigung mit der Wolle. Zusammen mit der richtigen Playlist waren die bestellten Handschuhe, Socken oder was auch immer in Auftrag gegeben wurde, im Nu fertig.
Seither türmt sich die Wolle im Wäschekorb neben der Tür und mein Auftragsbuch war gut gefüllt. Meine selbstgemachten Kleidungsstücke und Decken kamen so gut an, dass sich sogar ein Bekleidungsgeschäft aus dem Nachbardorf angemeldet hatte und meine Waren beziehen. Vor wenigen Wochen wurde ein Bestellservice eingerichtet und der Sohn der Besitzerin holt einmal in der Woche die fertigen, vorbestellten Strickwaren ab. Der besagte Sohn ist in meinem Alter, Single und ziemlich attraktiv. Gut, aufgrund meiner langen Abstinenz würde ich vermutlich auch Bill Cosby als attraktiv bezeichnen, denn mein letzter Sex ist Ewigkeiten her und das Ding zwischen meinen Beinen fühlt sich eher an wie Trockenobst. Aber Jason ist wirklich gutaussehend, bleibt immer etwas länger und trinkt einen Kaffee mit mir. In einer halben Stunde will er hier sein und so langsam werde ich nervös. Oft hat er mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehen möchte. Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich wieder Gefühle entwickeln und zulasse darf. Aber ich bin noch jung, möchte nicht bis an mein Lebensende alleine bleiben, sondern das Lebengenießen. Samuel wird immer ein Teil meines Lebens sein, schon alleine wenn ich in die Gesichter meiner Kinder sehe. Schnell räume ich die Handwerkerutensilien weg, schlüpfe in meine neue Jeans, ein Top und den selbstgestrickten Poncho, lege noch ein wenig Lippenstift auf und warte, bis ich die schweren Stiefel auf der Veranda höre. Als er klopft, hüpft mein Herz vor Freude.
Ich bin mir sicher, dass Samuel nichts dagegen hätte, wenn ich mich wieder mit einem Mann treffe, daher werde ich dieses Mal nicht verneinen, wenn mich Jason nach einem Date fragt. In dem Moment als ich die Tür öffne und ihn vor mir stehen sehe, weiß ich, dass die Entscheidung mein Herz wieder zu öffnen, richtig ist. Genau mit einem solchen Gefühl hat es bei mir und Samuel auch angefangen und hat uns zwei wunderbare Kinder geschenkt.
Selbst wenn wir mit manchen Menschen nur wenige Momente, Tage, Monate oder Jahre verbringen können, so werden sie auf ewig ein Teil in deinem Leben sein. Jedoch dürfen wir nach einem Verlust unser Herz nicht verschließen, denn dann werden wir einsam und verbittert alt werden.

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