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Samstag, 14. März 2020

Interview Martin / Jaden Quinn A #LitFair2020

Hallo ihr Lieben,
hier kommen wir nun zum eigentlichen Interview der anderen Art:

New Jersey 2015

Heute treffe ich mich mit Jack Martin, Antagonist aus den Büchern ›Blake McLain – Flucht‹ und ›Sam McLain – Verrat‹.
Normalerweise kommen meine Interviewpartner zu mir, aber das gilt offenbar nicht für den (Adoptiv)Sohn eines Milliardenschweren Pharma-Unternehmers. Also hat er mich kurzerhand einfliegen lassen – und dabei auch gleich 5 Jahre in der Zeit zurück versetzt. Falls das ein Bestechungsversuch sein sollte, wird er nicht funktionieren.
Ich mag weder Jack, noch seinen Vater. 
Bereits die Empfangshalle von PharmaCorp, wo das Treffen stattfinden soll, bereitet mir Unbehagen. Der auf Hochglanz polierte Marmorfußboden, verbunden mit dem vielen Glas und Chrom, gibt mir das Gefühl fehl am Platz zu sein. Daran ändern auch die vielen Pflanzen nichts. Zwischen ihnen stehen Sitzgruppen aus schwarzem Leder, in deren Nähe sich Kerle in schwarzen Anzügen aufhalten. Das Wort Security ist ihnen beinahe auf die Stirn gemalt.
Auch in dem Büro, in das ich geführt werde herrschen ebenfalls die Farben Silber und Schwarz vor. Persönliches hingegen gibt es hier nicht. Dafür ist der Gesichtsausdruck der beiden Männer, die um einen runden Tisch sitzen und mir entgegensehen, ebenso kühl, wie die Eleganz um sie herum.
Der Ältere von Ihnen erhebt sich und reicht mir die Hand. »Miss Barby, wie schön, dass sie es einrichten konnten.«
Nett ausgedrückt. Als ob ich nicht wüsste, dass ich er mich nur auf Druck seiner Autorin empfängt. Für einen Moment starre ich auf seine Hand. Ich will ihn nicht berühren. Will einem Mann, der keine Skrupel kennt, die Ermordung seiner Gegner in Auftrag zu geben und Kinder in seinen Laboren zu quälen, nicht die Hand reichen. Aber ich will auch nicht als nächstes auf seiner Feindesliste auftauchen und weiß, wie wichtig ihm der Anschein von Höflichkeit ist. Also tue ich es doch.
»Dr. Martin?«, sagte ich dann. »Eigentlich bin ich mit Ihrem Sohn verabredet …« »Ich werde diesen Termin mit ihm zusammen wahrnehmen. Immerhin ist dieser Bericht eine große Chance meine Firma auch in ihrem Land zu etablieren.«
Mit anderen Worten, er würde persönlich darüber wachen, dass ich keine Fragen stelle, die ihm nicht gefällt.  Mir hätte klar sein sollen, dass Owen Martin mich niemals allein mit Jack sprechen lassen würde.
Der erhebt sich nun ebenfalls. Allerdings reicht er mir nicht die Hand, sondern bleibt neben einem der Sessel stehen. Kerzengerade Haltung, die Beine eine Handbreit auseinander, die Hände vor dem Körper aufeinandergelegt, der Blick wachsam. Eine Position, die ich kenne, und die mich schwer schlucken lässt.
Dr. Martin ergreift erneut das Wort: »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Ich befolge seine Anweisung, denn um nichts anderes handelt es sich, wobei ich es vermeide daran zu denken, welche Entscheidungen in diesem Raum alles getroffen wurden.
»Meine Sekretärin wird uns jeden Moment eine Erfrischung bringen. Für sie einen Kaffee, nicht wahr? Viel Milch, keinen Zucker.«
Sieh an, Martin hat seine Hausaufgaben gemacht. Vermutlich hat er Jack beauftragt, alles über mich herauszufinden.
Ich nicke und mustere Jack. Er starrt zurück. In seinen Augen ist nichts außer Kälte. Ich zwinge mich, diesem Blick standzuhalten, auch wenn ich plötzlich am liebsten gar nicht hier wäre.»Kommen wir doch gleich zur ersten Frage«, fange ich daher sofort an. 
»Jack, die Leser möchten Ihren vollständigen Namen wissen und ob Sie einen Spitznamen haben.«
»Jack Martin, keine Spitznamen«, antwortet er gewohnt knapp.
Ich hebe eine Braue. »Der vollständige Name bezieht auch den Geburtsnamen mit ein.«
Jacks Blick wird noch eine Spur kälter. Er antwortet erst, als Martin kaum merklich genickt hat.
»Jakob Randall Harper.«
»Also ist Jack der Spitzname. Naja, Sie hätten es schlechter treffen können. Randy bot sich ja auch an.«
Mein Versuch, die Stimmung aufzulockern, scheitert. Zumindest mutmaße ich das nach dem grollenden Laut, den Jack von sich gibt.
»Jack!« Martins Ausruf erinnert mich an den Besitzer eines Rottweilers in meiner Nachbarschaft. Der Ton, mit dem er seinen Hund ruft, ist derselbe.
Ich bin froh, dass ein Klopfen die angespannte Situation entschärft.
Endlich, der ersehnte Kaffee. Ein wenig erstaunt mich Martins Sekretärin. Zwar ist sie hübsch, entspricht aber nicht unbedingt der Supermodell-Kategorie, mit der er sich gern umgibt. »Danke Susan«, lässt sich Martin herab zu sagen, worauf sie ebenso schnell - und wortlos - wieder geht.
Mir erscheint die Gelegenheit günstig, die zweite Frage loszuwerden. 
 »Wie alt sind Sie, Jack?« »Dreiunddreißig.«
»Wann ist Ihr Geburtstag?«
»Ich wurde am 01.05.1982 geboren.«
»Das führt mich zu der Frage nach Ihrer Herkunft.«
Wieder sieht er seinen Vater an. Innerlich knirsche ich mit den Zähnen. Irgendwie muss ich den Doktor loswerden, wenn ich eine unbefangene Antwort haben möchte.
»Die Wahrheit, bitte«, sage ich, um allen Ausflüchten vorzubeugen.
»Meine Kindheit roch nach Urin und Erbrochenem, aufgefrischt von dem allgegenwärtigen süß-herben Geruch von Marihuana. Ich hatte eine Mutter, die mehr daran interessiert war, an ihren nächsten Schuss zu kommen, anstatt …«
»Das reicht, Jack«, mischt sich Martin erneut ein. »Erzähl ihr von den guten Dingen.«
Umgehend gehorchte er. »Mit acht Jahren habe ich einen Raum betreten, der mein neues Zuhause wurde. Dort war es sauber, trocken, warm und es gab jeden Tag ausreichend zu Essen. Seitdem weiß ich, was Fürsorge ist.«
Mir wird kalt, denn ich weiß, dass er von dem Tag spricht, an dem Martin ihn ins Labor holte.

Gleich geht's weiter mit dem Interview

Gruß Bea

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