Samstag, 14. März 2020

Interview Jaden Quinn Protas #LitFair2020 Teil 2

Hallooo,

und weil es so schön war geht es jetzt mit Teil 2 weiter:














Da ich beide Bücher kenne und total gut finde, kann ich sie euch wirklich nur empfehlen. Mit den Büchern habt ihr garantiert spannende Stunden.

Liebe Grüße eure Bea

Interview Jaden Quinn Protas #LitFair2020 Teil 1

Hallo ihr Lieben

 und herzlich Willkommen bei der #LitFair2020

Wir beginnen hier mal mit einem Interview der besonderen Art, denn es werden nicht die Autorinnen (Jaden und Quinn) befragt sondern deren Protas. es sind schon zum Teil sehr eigenwillige Wesen. Ich kann ich soviel schon mal verraten, nicht alle davon stehen auf der Liste der beliebten Protas.

Viel Spass dabei:










Damit das ganze nicht zulang wird, kommt gleich noch der zweite Teil hinterher.

Bis in ein paar Minuten.

Liebe Grüße eure Bea

Interview Martin / Jaden Quinn D

Und nun kommen wir wirklich zum letzten Teil dieses langen Interviews.


Mittlerweile bin ich nicht mehr so sicher, dass meine Fragen tatsächlich so unverfänglich sind, wie ich angenommen habe. Dennoch nehme ich meinen Mut zusammen und behalte wieder Jack im Auge, während ich spreche.
»Wie sieht es mit einem Partner aus? Oder einer Affäre?«
Für einen winzigen Augenblick verändert sich etwas in Jacks Blick, doch der Moment ist so schnell vorüber, dass ich nicht sicher bin, ob ich mir das nur eingebildet habe.
Stumm schüttelt er den Kopf.
Dieses Mal bin ich froh, dass Owen das Wort ergreift: 
»Ich war verheiratet. Zweimal sogar. Es hat sich nicht als nutzbringend erwiesen. Jack wird seine Erfahrungen machen, wenn er soweit ist. Bis dahin ist es ihm selbstverständlich gestattet, seinen körperlichen Bedürfnissen bei entsprechend qualitativen Dienstleisterinnen nachzugeben. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass eine Zeit der Enthaltsamkeit hin und wieder den Willen stärkt.«
Ist das so? Die Frage liegt mir auf der Zunge. Ebenso wie die, ob Owen auch bestimmt, wann Jack aufs Klo darf. Aber ich hänge an meiner Gesundheit und meinem Leben.
Schnell krame ich den nächsten Zettel mit meinen Notizen aus meiner Tasche hervor.
»Wo kann man Sie treffen? An welchen Orten halten Sie sich oft auf?«
Owen schnalzt missbilligend mit der Zunge.
»Drücken Sie sich klarer aus, Miss Barby. Wer ist ›man‹? Geschäftspartner? Ihre angeblich so notwendigen Freunde? Der Eismann? Wenn sie nicht benennen können, wen sie mit ›man‹ meinen, schweigen sie besser.«
Habe ich erwähnt, dass ich ihn nicht mag? 
Dennoch formuliere ich meine Frage um: »Angenommen ich möchte Ihnen zufällig begegnen. Wo könnte ich das?«
»Sie?« Er betrachtet mich, als wäre ich ein Insekt, das sich in sein Büro verirrt hat und sich in der Gefahr befindet von seinen auf Hochglanz polierten Schuhen zertreten zu werden. Aber vermutlich will er sich die Sohlen nicht beschmutzen, denn plötzlich lächelt er. »Nirgends, Miss Barby. Weder ich noch Jack neigen dazu, uns herumzutreiben. Sie finden uns in der Firma, in meinem Haus oder hin und wieder auf einem Meeting oder einem Geschäftsessen.«
Ich nicke und stelle die nächste Frage. 
»Sind Sie in einem Bereich besser, als andere?«
»Sich einer derartigen Vorstellung hinzugeben halte ich für eine sehr gefährliche Einstellung. Sie macht einen blind für das, was wirklich ist. Hybris war nie einer meiner Charakterzüge. Was mich allerdings zu dem Mann gemacht hat, der ich heute bin, ist meine gute Beobachtungsgabe und mein Gespür für Menschen. Jeder weiß, dass man sich mit mir besser nicht anlegt. Nicht weil ich besonders stark oder besonders klug bin, sondern weil ich zu jeder Zeit weiß, wie es um mich und meine Gegenspieler bestellt ist. Ich kenne meine eigenen Schwächen besser, als die meiner Kontrahenten und weiß mich zu schützen.«
Mein Mund ist so trocken, dass ich versucht bin, um eine weitere Tasse Kaffee zu bitten, aber ich wage es nicht.
»Das bedeutet, Sie sind eher ein Kontrollfreak? Oder lassen Sie den Dingen auch mal auf sich zukommen?«
Der Blick von Owen Martin liegt mit einem Mal scharf wie ein Skalpell auf mir.
Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl umher, bis Martin mich aus seiner Aufmerksamkeit entlässt und stattdessen Jack ins Auge fasst.
»Wahre Kontrolle ist nur ein Trugbild«, sagt er und überrascht mich damit. »Es gibt sie nicht. Zwei Ehen gingen in die Brüche, weil meine jeweilige Lebenspartnerin, sich ›kontrolliert‹ fühlte. Aber ich kontrolliere nicht. Ich bin nur ein strukturierter Mensch. Stets den Überblick zu behandelten, hat mich im Leben weit gebracht, doch ich habe mich nie dem Glauben hingegeben, ich besäße die Kontrolle über das Leben. Ich lenke es nur in möglichst übersichtliche Bahnen.«
Die Antwort der letzten Frage gibt mir die Möglichkeit mich an Jack persönlich zu wenden.
»Jack, gibt es ein Erlebnis in der Vergangenheit, dass Sie prägte?«
»Sicher hat meine Kindheit mich geprägt«, beginnt er bedächtig, wird aber sofort von Dr. Martin unterbrochen.
»Wir wollten uns hier auf die angenehmen Dinge konzentrieren, mein Sohn.«
Jack nickt und nimmt Haltung an. »Die Fürsorge meines Vaters prägte mich, seitdem ich acht Jahre alt bin.« Sein Blick geht stur geradeaus. »Man könnte also sagen, von Kindheit an.«
Oha, der letzte Satz gleicht beinahe einer Revolte. Rasch sehe ich zu Owen, um festzustellen, wie er reagiert. Etwas, das ich nicht einschätzen kann, blitzt in seinen Augen auf, doch zu meiner Erleichterung lächelt er gleich darauf.
»Das ist nicht allein mein Verdienst, Jack. Ich wählte deinen Ausbilder sorgsam aus.«
Ich blättere in meinen Notizen und werde fündig. »Bennett Harris«, lese ich ab. »Ehemaliger Ausbilder der Marines, unehrenhaft Entlassen.« Ich sehe Owen an. »Es heißt, er wäre als Ausbilder untragbar gewesen, da er an Sorgfalt habe mangeln lassen.«
Martin winkt ab. »Verleumdung. Da ich eine Firma zu leiten hatte, war es mir nur in den Abendstunden vergönnt, Jack in ein paar Lektionen Disziplin zu unterweisen. So musste ich mich nach jemand umsehen, der seine weitere Ausbildung übernehmen konnte. Harris erwies sich als Glücksgriff. Er begann an Jack vierzehnten Geburtstag ihn zu trainieren. Bereits ein Jahr später konnte ich Jack die ersten eigenen Aufgaben übertragen. Ich will nicht leugnen, dass die Ausbildung hart war. Jack zahlte mit Schweiß, Tränen und Blut. Aber er hat durchgehalten. Das ist alles, was zählt. Denn aufgeben ist keine Option in dieser Familie.«
Oh, ich weiß zu gut, wie sehr Jack bezahlen musste. 
Diesmal wende ich mich direkt an Jack.
»Wie sind Sie aufgewachsen?«
Erneut wird Jacks Blick abwesend. »Ich lebte mit meiner Mutter in einem winzigen Einzimmerapartment. Sie hat immer betont, es gehöre sich nicht, ein Kind allein zu lassen, daher ›arbeitete‹ sie zuhause. Ich schlief meist in der Badewanne, damit mich niemand sah. Aber ich hörte das Stöhnen meiner Mutter, das Grunzen von dem Kerl, den sie bediente, das Geräusch von Fleisch, das auf Fleisch prallt. Einmal, ich war etwa 3 Jahre alt, dachte ich, meiner Mum würde wehgetan werden. Ich kletterte also aus der Wanne und stürzte in den Wohnraum. Von da an schickte sie mich immer vor die Tür, wenn sie ihre Freier empfing.«
»Gab es denn nichts Gutes in den ersten Jahren Ihres Lebens?« 
Tatsächlich umspielt der Anflug eines Lächelns Jacks Lippen. »Wir hatten eine Nachbarin, sie sah mich oft unter dem schmalen Vordach über dem Kellerfenster hocken. Hin und wieder brachte sie mir etwas zu essen. Sie nannte mich Cachorro – Welpe – und redete ständig auf mich ein. Ich verstand kein Wort. Sie konnte kein Englisch, ich kein spanisch. Als ich 5 Jahre alt war, starb meine Mutter und ich kam erst zu einer Pflegefamilie, dann in ein staatliches Waisenhaus. Dort lernte ich, dass es im Leben nichts umsonst gibt und ich mich wehren muss, wenn ich überleben will.«
Jack verstummt und Owen ergreift das Wort: »Ich wurde auf Jack aufmerksam, als ich dort nach Zöglingen suchte, die ich fördern kann. Ich erkannte sein Potential, obwohl er damals erst acht Jahre alt war.
Nun ist es an mir zu nicken. Vermutlich wäre Owen gerne für diese ›gute Tat‹ bewundert worden, doch das bringe ich beim besten Willen nicht über mich.
»Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?«
»Eine leicht zu beantwortende Frage«, meint Owen. »Ich werde, im Rahmen meiner Möglichkeiten, Großes vollbringen. Die Welt wird mich in Erinnerung behalten. Vielleicht nur, weil ich mich zu keiner Zeit Einschränkungen unterwerfe. Ich akzeptiere weder ein ›Nein‹, noch den Hinweis etwas wäre nicht möglich. Unmöglich bedeutet lediglich, dass noch kein Weg gefunden wurde. Nach meinem unausweichlichen Ableben, wird Jack meine Arbeit fortführen. Vorausgesetzt, er erfüllt weiterhin meine Erwartungen. Doch ich habe keinen Zweifel, dass er genau das tun wird.«
Ich hätte lieber eine Antwort von Jack, aber der nickt lediglich.
»Gibt es einen Rat, den Sie ihrem jüngeren Ich geben würden?«, frage ich ihn direkt.
Er scheint antworten zu wollen, doch erneut drängt sich sein Vater in den Vordergrund.
»Keinen. Das Leben ist kein Konstrukt, das sich mit einer Anleitung besser meistern lässt. Jede Erfahrung muss selbst gemacht werden. Alles was mir in der Vergangenheit Schwierigkeiten gemacht hat, hat mich gestärkt und gebildet. Mir diese Erlebnisse zu nehmen, um mir das Leben leichter zu machen, oder schmerzliche Erfahrungen zu ersparen, würde das Ergebnis verfälschen.«
Was gäbe ich dafür auch nur eine halbe Stunde mit Jack allein reden zu können.
»Haben Sie eine Lebensphilosophie?«, frage ich stattdessen. »Und wenn Sie eine Sache an sich ändern könntest, was wäre das?
»Ich bin überzeugt davon, dass sich der Erfolg eines Menschen aus seinen selbstgesteckten Zielen und seiner Leidensfähigkeit, diese Ziele zu erreichen zusammensetzt«, entgegnet Owen. »Die Frage ist nicht, ob du erfolgreich wirst, sondern wie weit du bereit bist zu gehen, um das zu erreichen, was du dir vorgenommen hast. Niemals aufzugeben, ist ein Grundsatz, der in meinem Leben eine Rolle spielt. Ändern würde ich Nichts. Diese Grundsätze versuche ich, an meinen Sohn weiterzugeben.«
Ich bin erleichtert, als ich die letzte Frage auf meiner Liste nachlese.
›Was bringt Sie zum Lachen?‹
Eine Frage, die ich im Grunde nicht stellen muss. Ein Blick in die Augen von Jack verrät mir alles, was ich wissen muss. Ich erinnere mich an eine Aussage eines Angestellten, die ich aufgeschnappt habe.
»Es heißt, Dr. Martins Sohn zu sein, hat mit Familie nichts zu tun. Es ist eine Ausbildung. Eine ohne Wochenende und ohne Feiertage. Jack lebt bei Martin, seit er vierzehn ist. Hast du ihm jemals in die Augen gesehen? Da ist nichts. Keine Regung, kein Gefühl, nicht einmal Hass.«
Dennoch frage ich. Die Reaktion verblüfft mich. Jack lächelt!
Es ist unglaublich, wie verändert er dadurch wirkt. Seine Augen, bisher kalt wie Gletschereis, strahlen, sein Gesicht schaut um so vieles sanfter aus.
Und doch möchte ich schreien, als er sagt: »Die Erinnerung an alles, was mein Vater für mich getan hat, erfüllt mich mit Freude.«

So Leute das war es dann. Ja es ist ziemlich lang, aber das lag einzig an Owen Martin der sich immer wieder in der Vordergrund geschoben hat.
Aber ich hoffe es hat euch dennoch gefallen und ihr habt erkannt woher meine Abneigung zu den beiden kommt.

Liebe Grüße eure Bea

Interview Martin / Jaden Quinn C

Und nun zum vorletzten Teil:

Ich beschließe, ihm den Gefallen zu tun, ihn direkt anzusprechen. Vielleicht erlaubt er dann auch Jack einmal selbst zu antworten.
»Haben Sie auch Hobbys?«
Owen nickt. »Nach der Arbeit verbringe ich viel Zeit in meinem Garten. Zwischen all den Zahlen und Texten die mich über den Tag begleiten, fasziniert mich das scheinbar chaotische Zusammenspiel natürlicher Prozesse, hinter dem trotz aller scheinbaren Wahllosigkeit ein logisches System steckt. Jeder Einfluss von außen wirkt sich auf dieses System aus. Alles hat Ursache und Wirkung. Das gefällt mir.«
Obwohl meine nächste Frage ebenso harmlos ist wie die vorherige, schlägt mein Herz ein bisschen schneller. Die Ausstrahlung von Jack und Owen Martin habe ich wirklich unterschätzt.
»Irgendwelche besonderen Talente?«
Wieder ist es Owen, der antwortet.
»Ich bin ehrlich gesagt kein Freund von Talenten. Auf Talenten ruht man sich viel zu schnell aus, weil man sie für selbstverständlich hinnimmt. Keine Frage, jeder Mensch hat welche. Die Medien sagen gern über mich, ich wäre ein talentierter Geschäftsmann. Genaugenommen ist mein Erfolg jedoch kein Talent, sondern die Frucht harter Arbeit. Wenn ich dennoch ein Talent benennen müsste, würde ich sagen, ich bin ein Mensch, der die Befähigung hat, aus dem was er besitzt den größtmöglichen Nutzen zu ziehen.«
Ich nicke verstehend und sehe zu Jack hinüber, doch der hüllt sich in eisernes Schweigen, das ich nicht zu brechen wage. So schlucke ich meine Neugierde runter und belasse es dabei.
Als ich die nächste Frage auf meinen Zettel lese, werde ich unruhig. Na wunderbar. Ich setze mich in aufrechter hin und zwinge mich, sowohl Owen Martin als auch Jack nacheinander in die Augen zu sehen.
»Würden Sie den Lesern die Beziehung zu Ihren Eltern näherbringen? Es wäre vielleicht gut, wenn Jack anfangen könnte«, wage ich todesmutig hervorzubringen, damit Owen sich nicht erneut dazu berufen fühlt, stellvertretend für seinen Sohn zu antworten.
Owen nickt Jack zu, woraufhin dieser zu sprechen beginnt. »Über meine Kindheit habe ich ja schon genug gesagt«, zischt er, wobei er alles andere als zufrieden wirkt. »Meinen Erzeuger kenne ich nicht. Wird wohl irgendein besoffener Kerl auf der Suche nach einem guten Fick gewesen sein.«
»Jack«, mahnt Martin und obwohl er nicht laut spricht, kriecht mir eine Gänsehaut über den Nacken.
Jacks Blick huscht schuldbewusst zu seinem Vater und für einen Moment fürchte ich, dass er für diesen Ausrutscher bezahlen muss.
Doch Martin sagt und tut nichts und Jack spricht weiter. »Der einzige Mann, den ich guten Gewissens Vater nenne, sitzt hier vor ihnen, Miss Barby. Owen hat mir mehr gegeben, als jeder andere und dafür respektiere ich ihn auch mehr als jeden anderen Menschen.«
Owen, der bequem die Beine übereinandergeschlagen hat, lächelt zufrieden in sich hinein. Als er meinen Blick einfängt, sagt er: »Jack ist der Sohn, den ich mir immer gewünscht habe. Alles was ich kann und weiß, versuche ich, an ihn weiterzugeben, so wie mein Vater dieses Wissen an mich weitergab.«
Ich schlucke, denn ich weiß um die perfide ›Ausbildung‹ die Jack ›genießt‹.
»Hat jemand von Ihnen Geschwister?«
Jack schüttelt den Kopf.
Martin schweigt einen Moment, dann nickt er langsam. »Ich hatte eine ältere Schwester. Allerdings geriet sie in Streit mit meinem Vater und verließ die Familie schließlich. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr.«
Die nächste Frage fällt mir leicht, ist sie doch recht unproblematisch. Zumindest hoffe ich das. Was die beiden Männer mir gegenüber angeht, habe ich mich schon häufiger getäuscht.
»Beschreiben Sie doch bitte Ihre Lebenssituation - Wie leben Sie? Wie sieht es dort aus?«
»Ich …« Owen sieht zu Jack, »… wir leben in einem Wohnviertel in New Jersey. Die Gegend entspricht meinen Standards, allerdings zähle ich nicht zu den neureichen Investmentbankern, die glauben sie bräuchten einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach ihrer Villa. Mein Haus ist elegant und praktisch. Überbordender Protz ist mir zuwider. Es muss ästhetisch sein, mehr nicht. Nach diesem Prinzip ist auch mein Haus aufgebaut.«
»Würdet Sie den Lesern erklären, was und wo Sie arbeiten und wie es dazu kam?«
»Ich bin der Geschäftsführer und Gründer des drittgrößten Pharmakonzerns in den Vereinigten Staaten. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr habe ich auf diesen Posten hingearbeitet und es hat sich jedes Opfer gelohnt, das ich für meine heutige Stellung bringen musste. Jack hier«, er deutet auf seinen Ziehsohn, »ist trotz seiner relativen Jugend eine große Stütze für mich. Er kümmert sich um meine Sicherheit und natürlich auch die der Firma. Er versteht es, mit jeglicher Bedrohung umzugehen. Das ist eine große Erleichterung für einen Mann meines Formats.«
Vorsichtig linse ich zu Jack hinüber, der wie so oft keine Regung zeigt. Noch immer staune ich über seine sowohl beeindruckende als auch beängstigende Ausstrahlung. Selbst ohne Martins Worte wäre jedem klar, dass Jack ein Mann ist, mit dem man sich besser nicht anlegt.
Zu meinem großen Bedauern ist mein Kaffee leer. Eine Tatsache die mein Gastgeber ignoriert, denn ich bin mir sicher, dass er es bemerkt hat. Vermutlich ist das seine Art zu zeigen, dass er langsam die Geduld an diesem Interview verliert, weshalb ich schnell die nächsten Fragen stelle.
»Wie ist Ihr sozialer Rang. Wie angesehen sind Sie? Bekommen Sie viel Anerkennung?«
»Sozialer Rang? Nun unter normalen Umständen wäre ich ein durchschnittliches Mitglied der Oberschicht. Aufgrund der unzähligen - lächerlichen - Vorwürfe, die Neider und Konkurrenten gesät haben, komme ich jedoch in den Genuss jeder Menge Medienpräsenz. Das Misstrauen gegenüber mir und meinen Tätigkeiten hat durchaus zum Erfolg meiner Firma beigetragen.«
»Wie sieht es mit Freundschaften aus? Wer steht Ihnen beiden nahe?«
Der Blick, den Jack mir zuwirft, lässt mein Lächeln bröckeln wie eine Quarkmaske in der Sonne.
»Wozu sollten Freundschaften gut sein?«
»Zum Austausch, zur gegenseitigen Unterstützung, zu gemeinsamen Unternehmungen?«, wage ich vorzuschlagen.
Owen Martin lacht leise. Überrascht sehe ich ihn an.
»Ich - Wir - halten nichts von derartiger Zeitverschwendung. Die Kontaktpflege zu Geschäftspartnern ist aufwendig genug. Absolute Loyalität gegenüber einer einzelnen Person ist zielgerichteter und bringt somit mehr Nutzen.«
Ich schlucke hart. Die Art wie Martin Loyalität lehrt, ist mir nur allzu bekannt.

Wie ihr merkt ist es ein bisschen länger geworden, deswegen noch eine kurze Pause.

Eure Bea

Interview Martin / Jaden Quinn B

Und weiter geht es mit dem Interview

Um mich zu sammeln, nippe ich an meinem Kaffee und stelle dann die nächste Frage.
»Erinnern Sie sich, wo Sie geboren wurden?«
Damit erreiche ich endlich eine Reaktion, die ganz von Jack kommt. Er verzieht zwar nur abfällig den Mund, aber immerhin. »In New Jersey. Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich in Camden. Der Wiege der Campbell-Dosensuppe, Produktionsstätte der bahnbrechenden Phonographen der Victor Talking-Machine Company und Füllfederhaltern, die einst auf beinahe jedem Schreibtisch Amerikas lagen. Aber dafür wurde ich ein paar Jahre zu spät geboren. Als ich dort lebte, gab es dort nur Hunger, Gewalt und Drogen.«
Ich schaudere unter dem harten Glanz in seinen Augen. Dann sieht er Martin an und der Anflug eines Lächelns erscheint. Die Veränderung ist atemberaubend, lässt mich blinzeln vor Staunen. Wie attraktiv, fast unschuldig, er mit einem Mal wirkt. Der Moment vergeht binnen Sekunden.
»Heute hingegen«, fährt er fort, »schlafe ich in einem Bett, breiter als das Bad meiner Kindheit. Meine Kleidung ist maßgeschneidert. Ich trage Verantwortung, befehlige Untergebene, die sich mir unterordnen! All das habe ich einzig meinem Vater zu verdanken.«

Während ich erneut von meinem Kaffee trinke, betrachte ich die beiden Männer, die mit mir im Büro sind.
Dr. Owen Martin gehört zu dem Typ Mann, dessen Alter schwer zu schätzen ist. Ich denke, er ist Anfang sechzig. Sein Anzug ist mit Sicherheit maßgeschneidert, denn er sitzt perfekt und verbirgt nicht, dass Martin auf seine Fitness achtet. Weder seine Größe, noch sein Aussehen ist auffällig. Auch sein Gesicht ist eher durchschnittlich. Das ebenfalls dunkle Haar, an den Schläfen von grau durchzogen, ist sorgfältig frisiert.
Würde er mir auf der Straße entgegenkommen, hätte ich ihn schnell wieder vergessen, wäre da nicht seine Ausstrahlung. Autorität und Dominanz umgaben ihn wie ein dicht gewebter Umhang. Selbst mir fällt es schwer, den Blick aus seinen dunklen Augen standzuhalten, dabei bin ich normalerweise nicht leicht einzuschüchtern.
Schnell sehe ich Jack an. Wie sein Adoptivvater trägt er einen maßgeschneiderten Anzug. Er ist kleiner als Martin, knappe 1,80, doch seine Schultern sind wesentlich breiter. Er wirkt kompakt, obwohl nicht ein Gramm Fett an seinem Körper zu finden ist. Sein Haar ist militärisch kurz geschoren, seine Augen grau, wie Wolken an einem stürmischen Tag. Mein Atem stockt, dann zucke ich zusammen. Martins Stimme, dicht an meinem Ohr.
»Wenn Sie damit fertig sind meinen Sohn zu begaffen, als wäre er eine Ware, können wir mit den Fragen fortfahren. Er ist zu exklusiv für Sie, Miss Barby.«
Im Versuch, weiterhin professionell zu wirken, lese ich die nächste Frage vor.
»Haben Sie Narben oder sonstige unveränderliche Merkmale?«
»Möchten Sie nachsehen, Miss Barby?«
Schnell schüttle ich den Kopf. Ich weiß, dass Jacks Körper voller Narben ist. Die meisten stammen von den Disziplinierungen durch seinen Vater. Kein Thema, das ich vertiefen möchte.
Schnell stelle ich die nächste Frage: »Jack, worin liegen, Ihrer Meinung nach, ihre Stärken? Was sind ihre Vorlieben?«
Noch während Jack überlegt, ergreift Martin das Wort.
»Jack ist unerbittlich. Wenn ich ihm einen Auftrag gebe, weiß ich, dass er ihn mit allen Mitteln ausführen wird, egal was es ihn selbst kostet. Das ist eine seltene Gabe. Eine, nach der ich lange suchen musste. Ich weiß, dass ich mit Jack die richtige Wahl getroffen habe. Er ist noch etwas zügellos, manchmal voreilig, und besagte Vorlieben, nach denen sie gefragt haben … nun davon stehen ihm hin und wieder einige im Weg. Welche das sind, werde ich hier nicht ausführen. Aber wenn ich mit ihm fertig bin, wird er unfehlbar sein.«
»Das bringt uns auf die Schwächen und Ängste«, erwidere ich.
Wieder antwortet Owen. »Ich bin ein sehr rationaler Mensch. Die Dunkelheit oder Spinnen machen mir keine Angst. Ich wäge ab, kalkuliere, und ja hin und wieder bin ich besorgt. Meine Existenz ist abhängig vom Auf und Ab der Kapitalmärkte, von der Schweigsamkeit meiner Mitarbeiter und den Schmiergeldern, die ich zahle. Ein Fehler und alles was ich mir aufgebaut habe, könnte fort sein. Aber das ist der Konjunktiv. Ein einkalkuliertes Risiko in einer weitläufigen komplexen Rechnung, in der eine Variable sich nicht derart auf das Ergebnis auswirken könnte, als dass ich mich fürchten müsste.«

Gleich geht's weiter 😉