Die heutige Geschichte wurde von @AnySwan geschrieben. Any hat gerade ihren Debütroman "Searching for truth" veröffentlicht und wurde von @NadineKapp nominiert.
Eine Bitte hätte ich noch: Teilt unsere Geschichten fleißig, denn wir schreiben für euch.
1.Wasserflasche
2. Bodylotion
3. Kugelschreiber
4. Krankenhaus
5. Ventilator
6. Backofen
7. Swimmingpool
8. Verkehrschaos
9. Taschentuch
10. Gewitter
11. Schlüsselbund
12. Ballerinas
13. Schaukelstuhl
14. Taxi
15. Affen
2. Bodylotion
3. Kugelschreiber
4. Krankenhaus
5. Ventilator
6. Backofen
7. Swimmingpool
8. Verkehrschaos
9. Taschentuch
10. Gewitter
11. Schlüsselbund
12. Ballerinas
13. Schaukelstuhl
14. Taxi
15. Affen
Gedankenverloren lag ich auf meinem Bett und verfolgte den überdimensionalen Ventilator an der Zimmerdecke, der dort mühsam Runde um Runde rotierte. Die Trennung von Jacob war nun schon drei Monate her, aber wenn ich allein war, kamen die Erinnerungen an die Zeit mit ihm immer wieder hoch. Vier gemeinsame Jahre ließen sich nun mal nicht von heute auf morgen ausradieren. Auch wenn er sich am Ende als einer dieser Affen entpuppt hatte, die nicht treu sein konnten. Die Türklingel riss mich aus meinen trüben Gedanken, nur hatte ich gerade gar keine Lust, jemandem gegenüberzutreten - also blieb ich liegen. Es klingelte erneut, ehe eine mir allzu bekannte Stimme rief:
„Komm schon, Stella! Ich weiß, dass du da bist und Spucky scheint Hunger zu haben!“
Angesichts ihrer Worte verdrehte ich die Augen und atmete geräuschvoll aus, bevor ich nur mit Top und Slip bekleidet – denn mehr Stoff war in diesem Backofen nicht auszuhalten – zur Wohnungstür ging. Schließlich wusste ich, dass meine beste Freundin sich nicht einfach abschütteln ließ und Spucky erst recht nicht.
„Das wurde auch Zeit!“, begrüßte Melissa mich. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und marschierte geradewegs in die Küche, während ich fast das Gleichgewicht verlor, weil mein schwarzer Teufel mir schnurrend um die Beine kreiste.
„Entschuldige, ich hab heute einfach nicht mit Besuch gerechnet“, sagte ich, während ich ihr in die Küche folgte.
„Ja, weil du dich an deinen freien Tagen noch immer einigelst. Aber du hast deine Wunden jetzt ausreichend geleckt und darum gehen wir beide gleich zum Strand.“ Sie deutete auf die große Hängetasche auf meinem Küchentresen, die sie dort abgelegt hatte und aus der ein Handtuch hervorlugte.
„Muss das wirklich sein?“, seufzte ich.
„Und ob. Du packst jetzt deine Tasche und ich füttere in der Zwischenzeit Spucky.“
Da Diskussionen mit ihr zwecklos waren, fügte ich mich meinem Schicksal und verschwand im Bad, um meine Sachen zusammen zu suchen.
Als ich das Wohnzimmer betrat, lag mein schwarzer Kater bereits auf dem alten Schaukelstuhl, den ich von meiner Granny geerbt hatte, und leckte sich genüsslich sauber. Wie gerne würde ich gerade mit ihm den Platz tauschen wollen. Stattdessen wartete ein überfüllter Strand inklusive Rekordtemperaturen auf mich. Juhu!
„Bist du fertig?“, fragte Mel, gefolgt von einem Nieser hinter mir. „Ich liebe dieses Katzenvieh wirklich, Stella. Aber dein nächstes Haustier wird besser eine Nacktkatze, denn meine verflixte Allergie bringt mich sonst irgendwann noch um!“ Ich reichte ihr grinsend die Tempo-Box vom Sideboard und sie nahm sich ein Taschentuch. „Danke!“
„Kein Problem. Bevor du aber aussiehst, als hättest du tagelang geheult und ich es mir anders überlege, sollten wir lieber los.“
„Na dann, nichts wie raus hier“, lachte sie und hakte sich bei mir unter.
Melissa fuhr nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die seien was für Touristen, meinte sie immer, also trotzten wir dem Verkehrschaos mit ihrem Pickup und kamen nach einer halben Stunde am Miami Beach an. Der Parkplatz war nur halb so voll, wie ich erwartet hatte. Umso besser, denn dann war der Strand auch nicht so überfüllt. Ich angelte meine Tasche aus dem Fußraum und wir stiegen aus. Mein Blick schweifte in die Ferne und ich blieb ehrfürchtig neben dem Wagen stehen. Erst jetzt, wo mir der salzige Duft des Ozeans in die Nase stieg, wusste ich, wie sehr mir das Meer gefehlt hatte. Ich war schon als kleines Kind eine begeisterte Schwimmerin, wobei ich DAS HIER einem gechlorten Swimmingpool in jedem Fall vorzog. Nicht zuletzt wegen der brennenden Augen - für die ich inzwischen auch die Ursache kannte, was mir nur bei dem Gedanken daran, einen Ekelschauer durch den Körper jagte.
„Willst du Wurzeln schlagen?“
Ich blinzelte kurz, bevor ich registrierte, dass Mel sich ihre Ballerinas abgestreift hatte und bereits auf einen freien Platz zwischen den zahlreichen Handtüchern zusteuerte. Rasch tat ich es ihr gleich und zuckte zusammen, als meine nackten Füße den heißen Sand berührten, doch mit jedem Schritt wurde es erträglicher. Nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, zog ich mein Top und die kurzen Shorts aus. Mein Bikini war keines dieser Designerstücke, dass mit jedem Zentimeter weniger, gleich 100 Dollar mehr kostete. Er war schlicht und klassisch geschnitten mit Bändchen zum Schnüren. Nur das Orange stach hervor, betonte laut Melissa aber auch meine Bräune und meine dunklen Locken. Sie hatte sich hingegen für einen hellblauen Einteiler entschieden, der ihre Kurven keineswegs verstecken konnte. Ein wenig erinnerte sie mich mit ihren blonden Haaren an die Baywatch-Nixen aus dem Fernsehen.
„Soll ich dir den Rücken eincremen?“, fragte sie.
„Ja, das wäre toll. Warte, ich geb dir meine Sonnenmilch.“ Ich hatte die Flasche bereits unter meinem zweiten Handtuch verstaut, das als Kissen diente, und zog sie hervor. Erst jetzt fiel mein Blick auf das Etikett. Na toll, statt der Sonnenmilch hatte ich meine Bodylotion erwischt.
„Was ist los?“
„In der Eile habe ich die falsche Flasche mitgenommen“, grummelte ich und hielt den Übeltäter hoch.
„Ist doch kein Problem. Hier, ich nehm einfach meine.“ Sie nahm die Tube und verteilte die Lotion großzügig auf meinem Rücken und meinen Armen, ehe ich mich meinem Körper selbst widmete.
„Ich war schon viel zu lange nicht mehr hier“, sinnierte ich, während ich meine Beine eincremte.
„Tja, wer sich ewig vergräbt, verpasst die schönen Seiten des Lebens. Aber mal ehrlich Stella, das Leben geht weiter. Auch ohne Jacob.“
„Du hast ja recht. Nur an manchen Tagen ist mein Herz davon noch nicht 100%ig überzeugt.“
Sie trank gerade einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und verschluckte sich fast, wahrscheinlich weil ich ihr zum ersten Mal nicht widersprochen hatte. Die Erkenntnis, dass mein Ex mir nicht gut tat und ich ihm die Affäre mit seiner Kollegin nicht verzeihen konnte, hatte lange auf sich warten lassen. Doch nun war sie da.
„Dein Herz braucht nur jemand anderen, auf dass es sich konzentrieren kann. Und voila“, sagte sie mit einer ausschweifenden Geste, „hier hast du die freie Wahl.“
Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
„Danke“, war alles, was ich sagen konnte.
„Dafür nicht. Und nun schwing deinen heißen Hintern hoch und komm mit mir ins Wasser.“
Eine Weile später ließen wir uns lachend und vollkommen abgekämpft von unserer Wasserschlacht auf den Handtüchern nieder.
„Das hat Spaß gemacht“, japste ich atemlos und drehte mich auf den Bauch. Das Meer war herrlich erfrischend und ich fühlte mich vollkommen frei und entspannt.
Mel wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihr Handy die Titelmusik von Titanic spielte und sie das Gespräch annahm. Ihr Gesicht sprach Bände und sie stöhnte genervt auf, nachdem sie das Telefonat beendet hatte.
„Sorry Süße, Cloe hat sich ausgesperrt und ich muss nach Hause. Willst du noch hierbleiben oder soll ich dich vorher bei dir absetzen?“
Ich überlegte kurz.
„Ich glaube, ich bleibe und genieße noch ein wenig die Sonne, wenn ich schon mal hier bin. Außerdem kann ich mir ja ein Taxi rufen oder fahre mit dem Bus zurück.“
„Okay, aber melde dich bitte, wenn du zu Hause bist“, sagte sie und räumte rasch ihre Sachen zusammen.
„Das mache ich. Versprochen!“
„Bye, Stella.“ Sie küsste mich zum Abschied auf die Stirn und lief dann zu ihrem Pickup. Ich sah ihr nach, bis sie vom Parkplatz gebraust war, dann legte ich mich wieder hin und schloss die Augen.
Etwas Kaltes traf auf meinen Rücken und ließ mich erschrocken hochfahren. Oh nein, ich war wohl eingeschlafen und ein Gewitter kündigte sich mit lautem Donnergrollen an. Wie lange lag ich denn schon hier? Egal! Eilig sah ich mich nach einem Unterschlupf um. Der Pier schien mir der sicherste Platz zu sein, also klaubte ich meine Sachen zusammen und lief los. Der Regen prasselte immer stärker auf mich ein und ich hielt mir ein Strandtuch schützend über den Kopf. Das Ziel bereits vor Augen, bremste mich auf einmal ein kräftiger Aufprall aus und ich landete unsanft im Sand. Autsch!
„Oh Gott. Entschuldige. Ist dir was passiert?“, fragte mich eine männliche Stimme. Ich schüttelte die Benommenheit ab und blickte geradewegs in ein paar haselnussbraune Augen, die mich besorgt musterten. „Soll ich dich in ein Krankenhaus bringen?“
„Nein, nein. Es ist alles okay. Mir geht es gut. Wirklich!“, wiegelte ich ab und rappelte mich auf.
„Es tut mir leid, ich bin normalerweise nicht so ein Tollpatsch“, sagte er und begann, den Inhalt meiner Tasche wieder aufzusammeln. Ich half ihm und griff nach dem Kugelschreiber und meinem Schlüsselbund vor mir. Gemeinsam hatten wir die Sachen schnell wieder verstaut. Er stand auf und reichte mir die Hand, um mir hoch zu helfen.
„Ich bin übrigens Alex.“
„Und ich bin Stella“, antwortete ich.
„Schön, dich kennen zu lernen Stella. Komm, hier wird es gleich ungemütlich!“, rief er und zog mich mit sich unter den Pier.
Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit, ihn wirklich zu mustern und mir gefiel, was ich sah. Alex war einen halben Kopf größer als ich, sportlich gebaut und trug lediglich eine Shorts, so dass mir sein Sixpack nicht entging. Wow, dieser Typ durfte mich definitiv öfter umrennen. Hinter mir grummelte es erneut, dieses Mal gefolgt von einem hellen Blitz und einem lauten Knall. Ich zuckte erschrocken zusammen und spürte die Panik in mir aufsteigen. Meine Atmung beschleunigte sich und mein Herzschlag begann zu rasen.
„Was ist los? Du wirst ganz blass.“
„Ich … ich habe … Angst bei Gewitter“, stammelte ich. Das Donnern wurde immer lauter und meine Beine drohten nachzugeben.
„Hey, hey, fall mir nicht um!“ Zwei kräftige Arme schlangen sich um meine Hüften und hielten mich aufrecht. Die Wärme und Ruhe, die Alex ausstrahlte, beruhigten mich sofort.
„Danke“, murmelte ich, sah in sein Gesicht und … die Welt hörte auf, sich zu drehen. Unsere Blicke verschmolzen miteinander und mein Herz begann von Neuem zu rasen - jedoch nicht aus Angst. Meine Lippen öffneten sich von selbst, aber ich war außer Stande, etwas zu sagen. Sein Mund näherte sich Millimeter für Millimeter meinem, dennoch gab er mir die Gelegenheit, mich zurückzuziehen. Aber ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Es war wie ein magisches Band, das sich zwischen uns knüpfte und wir versanken in einen sanften, zärtlichen Kuss. Vielleicht war meine Pechsträhne ja nun endlich vorbei ...
„Komm schon, Stella! Ich weiß, dass du da bist und Spucky scheint Hunger zu haben!“
Angesichts ihrer Worte verdrehte ich die Augen und atmete geräuschvoll aus, bevor ich nur mit Top und Slip bekleidet – denn mehr Stoff war in diesem Backofen nicht auszuhalten – zur Wohnungstür ging. Schließlich wusste ich, dass meine beste Freundin sich nicht einfach abschütteln ließ und Spucky erst recht nicht.
„Das wurde auch Zeit!“, begrüßte Melissa mich. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und marschierte geradewegs in die Küche, während ich fast das Gleichgewicht verlor, weil mein schwarzer Teufel mir schnurrend um die Beine kreiste.
„Entschuldige, ich hab heute einfach nicht mit Besuch gerechnet“, sagte ich, während ich ihr in die Küche folgte.
„Ja, weil du dich an deinen freien Tagen noch immer einigelst. Aber du hast deine Wunden jetzt ausreichend geleckt und darum gehen wir beide gleich zum Strand.“ Sie deutete auf die große Hängetasche auf meinem Küchentresen, die sie dort abgelegt hatte und aus der ein Handtuch hervorlugte.
„Muss das wirklich sein?“, seufzte ich.
„Und ob. Du packst jetzt deine Tasche und ich füttere in der Zwischenzeit Spucky.“
Da Diskussionen mit ihr zwecklos waren, fügte ich mich meinem Schicksal und verschwand im Bad, um meine Sachen zusammen zu suchen.
Als ich das Wohnzimmer betrat, lag mein schwarzer Kater bereits auf dem alten Schaukelstuhl, den ich von meiner Granny geerbt hatte, und leckte sich genüsslich sauber. Wie gerne würde ich gerade mit ihm den Platz tauschen wollen. Stattdessen wartete ein überfüllter Strand inklusive Rekordtemperaturen auf mich. Juhu!
„Bist du fertig?“, fragte Mel, gefolgt von einem Nieser hinter mir. „Ich liebe dieses Katzenvieh wirklich, Stella. Aber dein nächstes Haustier wird besser eine Nacktkatze, denn meine verflixte Allergie bringt mich sonst irgendwann noch um!“ Ich reichte ihr grinsend die Tempo-Box vom Sideboard und sie nahm sich ein Taschentuch. „Danke!“
„Kein Problem. Bevor du aber aussiehst, als hättest du tagelang geheult und ich es mir anders überlege, sollten wir lieber los.“
„Na dann, nichts wie raus hier“, lachte sie und hakte sich bei mir unter.
Melissa fuhr nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die seien was für Touristen, meinte sie immer, also trotzten wir dem Verkehrschaos mit ihrem Pickup und kamen nach einer halben Stunde am Miami Beach an. Der Parkplatz war nur halb so voll, wie ich erwartet hatte. Umso besser, denn dann war der Strand auch nicht so überfüllt. Ich angelte meine Tasche aus dem Fußraum und wir stiegen aus. Mein Blick schweifte in die Ferne und ich blieb ehrfürchtig neben dem Wagen stehen. Erst jetzt, wo mir der salzige Duft des Ozeans in die Nase stieg, wusste ich, wie sehr mir das Meer gefehlt hatte. Ich war schon als kleines Kind eine begeisterte Schwimmerin, wobei ich DAS HIER einem gechlorten Swimmingpool in jedem Fall vorzog. Nicht zuletzt wegen der brennenden Augen - für die ich inzwischen auch die Ursache kannte, was mir nur bei dem Gedanken daran, einen Ekelschauer durch den Körper jagte.
„Willst du Wurzeln schlagen?“
Ich blinzelte kurz, bevor ich registrierte, dass Mel sich ihre Ballerinas abgestreift hatte und bereits auf einen freien Platz zwischen den zahlreichen Handtüchern zusteuerte. Rasch tat ich es ihr gleich und zuckte zusammen, als meine nackten Füße den heißen Sand berührten, doch mit jedem Schritt wurde es erträglicher. Nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, zog ich mein Top und die kurzen Shorts aus. Mein Bikini war keines dieser Designerstücke, dass mit jedem Zentimeter weniger, gleich 100 Dollar mehr kostete. Er war schlicht und klassisch geschnitten mit Bändchen zum Schnüren. Nur das Orange stach hervor, betonte laut Melissa aber auch meine Bräune und meine dunklen Locken. Sie hatte sich hingegen für einen hellblauen Einteiler entschieden, der ihre Kurven keineswegs verstecken konnte. Ein wenig erinnerte sie mich mit ihren blonden Haaren an die Baywatch-Nixen aus dem Fernsehen.
„Soll ich dir den Rücken eincremen?“, fragte sie.
„Ja, das wäre toll. Warte, ich geb dir meine Sonnenmilch.“ Ich hatte die Flasche bereits unter meinem zweiten Handtuch verstaut, das als Kissen diente, und zog sie hervor. Erst jetzt fiel mein Blick auf das Etikett. Na toll, statt der Sonnenmilch hatte ich meine Bodylotion erwischt.
„Was ist los?“
„In der Eile habe ich die falsche Flasche mitgenommen“, grummelte ich und hielt den Übeltäter hoch.
„Ist doch kein Problem. Hier, ich nehm einfach meine.“ Sie nahm die Tube und verteilte die Lotion großzügig auf meinem Rücken und meinen Armen, ehe ich mich meinem Körper selbst widmete.
„Ich war schon viel zu lange nicht mehr hier“, sinnierte ich, während ich meine Beine eincremte.
„Tja, wer sich ewig vergräbt, verpasst die schönen Seiten des Lebens. Aber mal ehrlich Stella, das Leben geht weiter. Auch ohne Jacob.“
„Du hast ja recht. Nur an manchen Tagen ist mein Herz davon noch nicht 100%ig überzeugt.“
Sie trank gerade einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und verschluckte sich fast, wahrscheinlich weil ich ihr zum ersten Mal nicht widersprochen hatte. Die Erkenntnis, dass mein Ex mir nicht gut tat und ich ihm die Affäre mit seiner Kollegin nicht verzeihen konnte, hatte lange auf sich warten lassen. Doch nun war sie da.
„Dein Herz braucht nur jemand anderen, auf dass es sich konzentrieren kann. Und voila“, sagte sie mit einer ausschweifenden Geste, „hier hast du die freie Wahl.“
Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
„Danke“, war alles, was ich sagen konnte.
„Dafür nicht. Und nun schwing deinen heißen Hintern hoch und komm mit mir ins Wasser.“
Eine Weile später ließen wir uns lachend und vollkommen abgekämpft von unserer Wasserschlacht auf den Handtüchern nieder.
„Das hat Spaß gemacht“, japste ich atemlos und drehte mich auf den Bauch. Das Meer war herrlich erfrischend und ich fühlte mich vollkommen frei und entspannt.
Mel wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihr Handy die Titelmusik von Titanic spielte und sie das Gespräch annahm. Ihr Gesicht sprach Bände und sie stöhnte genervt auf, nachdem sie das Telefonat beendet hatte.
„Sorry Süße, Cloe hat sich ausgesperrt und ich muss nach Hause. Willst du noch hierbleiben oder soll ich dich vorher bei dir absetzen?“
Ich überlegte kurz.
„Ich glaube, ich bleibe und genieße noch ein wenig die Sonne, wenn ich schon mal hier bin. Außerdem kann ich mir ja ein Taxi rufen oder fahre mit dem Bus zurück.“
„Okay, aber melde dich bitte, wenn du zu Hause bist“, sagte sie und räumte rasch ihre Sachen zusammen.
„Das mache ich. Versprochen!“
„Bye, Stella.“ Sie küsste mich zum Abschied auf die Stirn und lief dann zu ihrem Pickup. Ich sah ihr nach, bis sie vom Parkplatz gebraust war, dann legte ich mich wieder hin und schloss die Augen.
Etwas Kaltes traf auf meinen Rücken und ließ mich erschrocken hochfahren. Oh nein, ich war wohl eingeschlafen und ein Gewitter kündigte sich mit lautem Donnergrollen an. Wie lange lag ich denn schon hier? Egal! Eilig sah ich mich nach einem Unterschlupf um. Der Pier schien mir der sicherste Platz zu sein, also klaubte ich meine Sachen zusammen und lief los. Der Regen prasselte immer stärker auf mich ein und ich hielt mir ein Strandtuch schützend über den Kopf. Das Ziel bereits vor Augen, bremste mich auf einmal ein kräftiger Aufprall aus und ich landete unsanft im Sand. Autsch!
„Oh Gott. Entschuldige. Ist dir was passiert?“, fragte mich eine männliche Stimme. Ich schüttelte die Benommenheit ab und blickte geradewegs in ein paar haselnussbraune Augen, die mich besorgt musterten. „Soll ich dich in ein Krankenhaus bringen?“
„Nein, nein. Es ist alles okay. Mir geht es gut. Wirklich!“, wiegelte ich ab und rappelte mich auf.
„Es tut mir leid, ich bin normalerweise nicht so ein Tollpatsch“, sagte er und begann, den Inhalt meiner Tasche wieder aufzusammeln. Ich half ihm und griff nach dem Kugelschreiber und meinem Schlüsselbund vor mir. Gemeinsam hatten wir die Sachen schnell wieder verstaut. Er stand auf und reichte mir die Hand, um mir hoch zu helfen.
„Ich bin übrigens Alex.“
„Und ich bin Stella“, antwortete ich.
„Schön, dich kennen zu lernen Stella. Komm, hier wird es gleich ungemütlich!“, rief er und zog mich mit sich unter den Pier.
Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit, ihn wirklich zu mustern und mir gefiel, was ich sah. Alex war einen halben Kopf größer als ich, sportlich gebaut und trug lediglich eine Shorts, so dass mir sein Sixpack nicht entging. Wow, dieser Typ durfte mich definitiv öfter umrennen. Hinter mir grummelte es erneut, dieses Mal gefolgt von einem hellen Blitz und einem lauten Knall. Ich zuckte erschrocken zusammen und spürte die Panik in mir aufsteigen. Meine Atmung beschleunigte sich und mein Herzschlag begann zu rasen.
„Was ist los? Du wirst ganz blass.“
„Ich … ich habe … Angst bei Gewitter“, stammelte ich. Das Donnern wurde immer lauter und meine Beine drohten nachzugeben.
„Hey, hey, fall mir nicht um!“ Zwei kräftige Arme schlangen sich um meine Hüften und hielten mich aufrecht. Die Wärme und Ruhe, die Alex ausstrahlte, beruhigten mich sofort.
„Danke“, murmelte ich, sah in sein Gesicht und … die Welt hörte auf, sich zu drehen. Unsere Blicke verschmolzen miteinander und mein Herz begann von Neuem zu rasen - jedoch nicht aus Angst. Meine Lippen öffneten sich von selbst, aber ich war außer Stande, etwas zu sagen. Sein Mund näherte sich Millimeter für Millimeter meinem, dennoch gab er mir die Gelegenheit, mich zurückzuziehen. Aber ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Es war wie ein magisches Band, das sich zwischen uns knüpfte und wir versanken in einen sanften, zärtlichen Kuss. Vielleicht war meine Pechsträhne ja nun endlich vorbei ...
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